Ein Jahr im Weinberg Teil 1

Weinberg JahresverlaufLaubwand im Weinberg

Der Weinberg im Jahresverlauf mit Mara Walz

Ein ganzes Jahr lang durfte ich Mara Walz in ihren Weinbergen im Stromberg begleiten. Das Familienweingut aus Ensingen liegt inmitten von Wäldern, Streuobstwiesen und Weinbergen, welche sich an die Hügellandschaften des Naturparks Stromberg-Heuchelberg anschmiegen. Seit mehreren Generationen wird das Weingut bereits betrieben, mit Mara ist nun eine neue junge Generation an der Reihe – mit Erfahrungen als Württemberger Weinkönigin und Deutsche Weinprinzessin.

Unser gemeinsames Jahr im Weinberg begleiten wir am regional typischen Wein im Stromberg – den Lemberger.  

Stormberg Wein
Der Lemberger: ein typischer Wein aus dem Stromberger Anbaugebiet.

Der Rebschnitt

Das Jahr für die Weinbauer beginnt mit dem Rebschnitt ab dem ersten Frost nach der Ernte. Nach der Lese im Herbst entzieht der Stock den Blättern Nährstoffe, nach dem Frost fallen die Blätter ab und der Rebschnitt kann beginnen. Das geschieht im Zeitraum zwischen November bis Februar, je nach Größe der Fläche – alles in Handarbeit.

Der Rebschnitt wird in drei Arbeitsschritte eingeteilt: Vorschneiden, Rausziehen und Biegen & Anbinden. Das Vorschneiden – der wohl wichtigste Schnitt eines Winzers. Denn hier wird entschieden, wie der Stock fürs nächste Jahr aussehen soll. Je Weinstock bleiben nur zwei Triebe mit langen Ruten stehen, der Rest wird weggeschnitten.

Arbeit im Wienberg
Mara beim Rebschnitt im Weinberg
„Bei allem was man macht, denkt der Winzer ein bis zwei Jahre weiter.“

Ziel des Rebschnittes ist es, später ein schönes Laubband zu haben. Mit dem Rebschnitt werden hierfür die Grundvoraussetzungen geschaffen. Das Laubband bietet den besten Schutz für die Trauben. Der Rebschnitt beeinflusst aber auch Trieb- und Traubenentwicklung. Grundstein für die Qualität der Trauben.

Das Rebholz vom Abschnitt wird in jede zweite Reihe geworfen und verbleibt im Weinberg. Im März / April wird es gemulcht und dient somit direkt als natürlicher Dünger.

Die Reben wachsen nach oben Richtung Sonne. Würde man sie einfach wachsen lassen, dann wären die Stöcke unten kahl und die Nährstoffe wären alle oben in den Trieben. Deswegen macht man den Bogen, somit können sich die Nährstoffe gut verteilen. An diesem Bogen wachsen dann neue Triebe. Der Knick im Bogen sorgt für einen „Saftstau“ (Nährstoffstau), damit die unteren Triebe gut versorgt werden.

Das Rutenbiegen fördert einen gleichmäßigen Austrieb an der Rebe, der Weinbauer bindet die Rute an den Draht fest. Bis Ostern sollten die drei Arbeitschritte beendet sein.

Gebogene Triebe
In der Höhe des ersten, unteren Drahtes soll ein schöner runder Kopf vom Rebstock entstehen. Um diesen herum bleiben zwei Ruten stehen, die Restlichen werden weggeschnitten.

Anfang April verteilen alle Winzer zur gleichen Zeit Pheromon in ihren Weinbergen. Die braunen Ampullen geben nachempfundene Duftstoffe des Traubenwickler-Weibchens ab, was die Männchen bei der Suche nach einem Weibchen verwirrt, es findet somit keine Paarung statt. Die Traubenwickler können große Schäden und Verluste in den Weinbergen anrichten.

Ausbrechen & „Stämmle“ putzen

Zu Beginn des Jahres, nach dem ersten Frost, standen Rebschnitt und Rutenbiegen an der Tagesordnung. Ein sehr zeitintensiver und wichtiger Arbeitsschritt. Danach folgt Bodenbearbeitung und Pflanzenschutz, je nach Lage des Weinbergs wird das maschinell gemacht.

Im Mai, nach den frostigen Nächten, beginnt der Austrieb. Der Lemberger treibt recht früh aus, später Frost kann daher große Schäden anrichten. Die Frostschäden müssen anschließend behoben werden, dafür werden die Reserveruten gebogen.

In einem Weinberg, welcher maschinell bearbeitet werden kann, werden zwei Ruten im Rebschnitt gebogen. Frostschäden sind hier oft erheblich. In einem Weinberg, wo keine Maschine hinkommt, wird händisch gearbeitet und zum Teil nur eine Rute gebogen – die Zweite wächst nach oben. Der Frost richtet große Schäden meist im unteren Bereich an, sollte in diesem Bereich die gebogene Rute einen Frostschaden erleiden, dann kann man die zweite Rute (welche gerade nach oben gewachsen ist) als Reserve nutzen und biegen.

Mit dem Austrieb beginnt das sogenannte Ausbrechen der Reben. Beim Ausgeizen werden unerwünschte Triebe entfernt um das Wachstum der vorhandenen Rebentriebe zu stärken. Die Frostruten werden weggeschnitten. Auch im Kopfbereich des Rebstockes werden Triebe weggezupft, damit der Stamm frei bleibt. Das „Stämmle putzen“ erledigen Ensinger Hausfrauen, welche Mara Walz schon über Jahre unterstützen.

Stämmle putzen
Das Ausbrechen: unerwünschte Triebe werden entfernt.

Grundlegendes Ziel des Ausbrechens ist es, überall gleich viele und gleich große Triebe zu erhalten um eine einheitliche Entwicklung des Weinberges zu erzielen. Zur Zeit der Ernte sollten die Reben einen ähnlichen Zustand der Trauben haben – für einen maximalen Ernteerfolg.

Heften & Einstreifen

Ab Juni beginnt die Rebblüte. Die Weinblüten sind übrigens Selbstbefruchter. Die Schutzkappe über der Blütenknospe springt ab, so findet die Befruchtung über männliche Pollen statt. Die Blüte kann sich entfalten, daraus entstehen später die Beeren. Während der recht kurzen Blütezeit hat das Wetter den meisten Einfluss auf den Ertrag. Zu viel Nässe aber auch zu viel Hitze sorgt für eine schlechte „Durchblührate“.  Warmes uns trockenes Wetter sind optimal.

Blüte im Weinberg
Die in Deutschland üblichen Rebsorten haben Zwitterblüten – diese befruchten sich selbst, benötigen dazu also keine Insekten.

Zwischen Mai und August bildet sich eine dichte grüne Laubwand an den Rebstöcken. Um diese zu „bändigen“, werden die blättrigen Triebe in den Draht „geheftet“. Damit können die Triebe weiterhin gut nach oben wachsen.

Regelmäßig findet das „Entlauben“ bzw. der Laubschnitt statt – je nach Lage mit Maschine oder per Hand. Die Trauben werden für eine bessere Durchlüftung und Lichteinwirkung freigelegt. Diese Maßnahme steigert die Qualität und schützt vor der Kirschessigfliege, welche sich gern in schattigen feuchten Bereichen einnistet.

Damit sind nun alle wichtigen Schritte für die Pflege der Rebstöcke abgeschlossen. Im zweiten Teil lest ihr, mit welchen Maßnahmen der Winzer die Qualität der Weine schon im Weinberg noch weiter steigern kann.

Anschrift:
Weingut Walz
Seehau 1
71665 Vaihingen Enz / Ensingen
walz-wein.de

Wer von euch wohnt auch in einer Weinregion? Oder wer hat sich schon immer gefragt, „was die da genau im Weinberg das ganze Jahr über machen“? Erzählt mal von euren Erfahrungen in den Kommentaren.

1 Kommentare

  1. […] ersten Teil meiner Serie „Ein Jahr im Weinberg Teil 1“ habe ich euch von den Grundsteinen und wichtigsten Arbeitsschritten im Weinberg in der ersten […]

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